5:45, es pfeifft zum Angriff. Mit einem siegessicheren Getose und Gebrüll steigen Leuchtraketen in den dämmernden Himmel empor und erhellen künstlich die weite Wüste. Da laufen sie, ein paar hundert Meter vor uns, wie unzählige kleine Ameisen durchs offene Gelände. Es dauert nur wenige Sekunden, da beginnt die Leuchtspurmunition unserer Maschinengewehre hämmernd rote Streifen von uns zu ihnen da vorne zu ziehen. Schon mit der ersten Salve stürzen Silhoutten in den Dreck, die meisten vor Schreck, einige getroffen vom heißen Blei. Es schreit Alarm aus unseren Reihen. In den folgenden Sekunden setzt das Bellen einzelner Gewehre ein, so auch meins. Die schemenhaften Umrisse der Faschisten, die sich im Morgengrauen von Fels und Sand abheben, sind noch zu weit entfernt für gezielte Schüsse, stattdessen feuere ich im mir antrainierten Rhythmus grob in die Richtung einzelner Feindansammlungen. Immer wieder verschwinden die zahlreichen anrückenden Körper in Senken und hinter Dünen der rollenden Wüste, die nun vollständig mit Blei beharkt wird, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Es dauert nur einen routiniert abgesetzten Funkspruch lang, bis wir von fern hinter unseren Schützengräben das Donnern unserer Kanonen hören können, die in das infernale Orchester der Zerstörung einsetzen. Ich habe gerade Zeit in der Deckung meiner Sandsackstellung mein leergeschossenes Magazin nachzuladen und wieder meine Waffe in Richtung der Faschisten zu richten, da zerreißt bereits die erste Explosion den Sand inmitten ihrer Reihen und schickt einen Geysir aus Dreck und Metallsplittern in den Himmel, dicht gefolgt von einer zweiten, dritten und vierten Erschütterung, die selbst uns in unseren Erdlöchern die Gebeine durchrattern. Auf diese Distanz sehen wir die Feinde nicht sterben, ihre schlaffen Körper stürzen und verschwinden nur im Gelände. Unser Feuer dünnt den faschistischen Ansturm immer weiter aus, doch der Strom des über den Horizont erscheinenden Nachschubs reißt nicht ab. Der einstudierte Takt unseres versetzten Gewehrfeuers überlagert sich zu einer anhaltenden Schockwelle von kleinen Explosionen, wie die sägenden Zylinder eines beschleunigenden Benziners. Unsere Artillerie zerfetzt wie Paukenschläge Felsen, Dünen und Körper gleichermaßen.
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